Mächtige Gletscher, gewaltige Berge und zahllose Seen - so könnte man den Glacier Nationalpark an der nördlichen Grenze Montanas mit wenigen Worten beschreiben. Und da die Natur nicht vor Landesgrenzen haltmacht, ist das einzigartige Gebiet auch jenseits der Grenze USA/Kanada geschützt und heißt hier, in der kanadischen Provinz Alberta, Waterton-Lakes Nationalpark. Der 1910 gegründete und heute als Crown of the Continent bezeichnete Glacier Nationalpark ist seit 1976 ein Biosphärenreservat und wurde 1995 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Allerdings sind von den 150 Gletschern mit mehr als 25 Hektar Oberfläche heute nur noch 25 Gletscher übriggeblieben. Über 50% des 4.100 qkm großen Nationalparks sind bewaldet. Jeweils etwa 10% sind Pärien (Grasland) und Wasserflächen. Die restlichen knapp 30% der Parkfläche liegen oberhalb der Baumgrenze und sind nackter Fels oder nur spärlich bewachsen (Mose, Flechten, alpine Matten).
Im Park leben heute rund 70 Säugetierarten, darunter geschätzte 350 Grizzly- und mindestens 800 Schwarzbären. Wapiti-Hirsche (Elks), Bighorn-Schafe und Schneeziegen aber auch Biber, Luchse und Berglöwen werden regelmäßig gesichtet. Darüber hinaus bevölkern fast 260 Vogelarten bis hin zum legendären Weißkopfseeadler die Gipfel und Täler des Nationalparks.
Erschlossen wird der Park hauptsächlich durch die rund 80 km lange Going-to-the-Sun Road, die 1933, nach zwölfjähriger Bauzeit, feierlich eröffnet wurde. Die besonders im westlichen Teil sehr kurvenreiche und enge Straße verbindet den West- und Osteingang des Nationalparks über den 2.026 m hohen Logan Pass. Das Problem der Straßenwächter sind die eisigen Temperaturen in den Höhenlagen. Oft ist die Straße noch bis in den Juni hinein wegen Schneeverwehungen nicht befahrbar und gesperrt. Im Rekordjahr 2011 konnte die Straße erst am 13. Juli wieder für den Verkehr freigegeben werden. Aber selbst ohne Schnee ist die Durchfahrt für Fahrzeuge die länger als 21 und höher als 8 ft. sind verboten. Größere Fahrzeuge schaffen die engen Kurven nicht oder es fehlt an Freiraum bei den Felsüberhängen. Ansonsten ist die Fahrt über die Going-to-the-Sun Road atemberaubend. Sie führt vorbei an wunderschönen Bergseen wie dem Lake Mc Donald oder dem Saint Mary Lake und bietet Ausblicke auf bis in den Sommer schneebedeckte Gipfel wie zum Beispiel den Heavens Peak (2.740 m) oder den Mount Jackson (3.064 m) mit dem spektakulären Jackson Gletscher.
Das Freizeitangebot ist groß. Abseits der Straße verfügt der Nationalpark über ein ausgedehntes Wanderwegenetz von über 1.100 km Streckenlänge. Die von den Rangern empfohlenen Wanderungen umfassen sowohl einfach Ein-Stunden-Wanderungen als auch anspruchsvolle Mehr-Tages-Hikes ins einsame Hinterland des Parks. Für Besucher, die nicht gerne wandern, stehen Shuttlebusse oder die „Jammer“ genannten nostalgischen roten Tourbusse aus den 30er Jahren bereit.
Innerhalb des Parks werden Reittouren angeboten. Für Mountainbiker hat die Parkverwaltung spezielle Strecken ausgewiesen. Die größeren Seen wie der Swiftcurrent Lake oder der Two Medicine Lake können mit Ausflugsbooten, die zum Teil aus den 1920er Jahren stammen, erkundet werden. Kajaks und Kanus können auch gemietet werden.